Nachdem ich in letzter Zeit recht viel geflogen bin, wie ihr ja schon meinem letzten Bericht ansehen konntet, habe ich mich nach den Streckenflügen dann auf die Platzrunden konzentriert. So bin ich also ein ums andere Mal – meistens mit meinem Fluglehrer Ebbe – im Viereck geflogen, immer und immer wieder. Leider wurde es mit den Landungen nicht wirklich besser… irgendwie bekam ich den Dreh nicht raus.

Dann, letzte Woche Samstag, war mein anderer Fluglehrer, Wolfgang, mal wieder dran. Die Luft war sehr ruhig, sodass ich mich gut konzentrieren konnte und als er meine erste Landung miterelebt hatte, meinte er nur: „Kerle, was machsch du denn da?“. Seinen Aussagen zufolge war ich im Endteil viel zu ruppig mit dem Abfangbogen und würde daher nicht richtig landen können. Bei der nächsten Landung zeigte er mir dann, was er meinte, und ich begriff so langsam, warum das bei mir bisher nicht geklappt hatte…

Letzten Mittwoch dann war die Luft wieder schön ruhig, und siehe da: Die Landungen klappten auf einmal richtig gut! Das führte sogar so weit, dass Wolfgang mir nach der Landung seine Hand auf meine Schulter legte und nur „Mensch, du kannsch es doch!“ sagte. Wie gesagt – alle weiteren Landungen waren butterweich und es begann mir wirklich einen riesigen Spaß zu machen!

An demselben Abend beschlossen wir, Samstags ein „Auf-Wiedersehen-Sommer“-Grillen zu veranstalten. Ebbe schickte eine Mail an alle Mitglieder und schrieb im „Kleingedruckten“ (Schriftgröße 3!), dass es eventuell dazu kommen könnte, dass eine Kiste Freibier fällig werden würde. Mir war klar, dass ich damit gemeint war…

Samstags dann fing ich um 14:30 Uhr an, mit Wolfgang zu fliegen. Die Luft war recht unruhig, komischerweise machte mir das dieses Mal überhaupt nichts mehr aus. An den Landungen war – soweit ich das beurteilen kann – auch nichts auszusetzen, jedenfalls meckerte mein Fluglehrer nicht 😉

Nach drei Landungen musste Wolfgang dann noch einen Passagierflug mit meiner geliebten Alpha Oscar durchführen und war gegen 16:30 Uhr wieder am Platz. Das Wetter war immer noch schön, aber inzwischen war der Himmel voller Cirren, sodass die Thermik aufgehört hatte. Er fragte mich, ob ich denn nochmal fliegen möchte, was ich natürlich sofort bejahte. Wir vereinbarten, wieder drei Starts und Landungen durchzuführen, jeweils mit Touch-and-Go′s. Also flog ich los und der Start klappte genauso hervorragend wie das anschließende Touch-and-Go-Manöver. Bei der zweiten Landung dann sagte Wolfgang, dass ich nicht durchstarten solle, sondern zum Rollhalt 08 zurücksollte. Ich fragte ihn, ob ich etwas falsch gemacht hätte, was er bejahte, mir aber im gleichen Atemzug sagte, dass er mir das gleich am Rollhalt erklären würde… ab dem Moment hatte ich eine gefühlte Herzfrequenz von 300, mein Medical hätte ich damit nicht bekommen 😀

Also rollte ich zurück zum Rollhalt, wo mein anderer Fluglehrer wartete. Ich stellte die Maschine ab, Wolfgang stieg aus und sagte zu mir: „Jetz zeigsch dem Ebbe des Gleiche, was de mir grad g′zeigt hasch! Von meiner Seite aus hasch grünes Licht!“ Jetzt wusste ich also, was die Stunde geschlagen hatte…

alleinflug

Also Ebe in die Kiste rein, Checks durchgeführt und gemeldet: „D-MAAO, abflugbereit am Rollhalt der Piste 08!“ Und schon ging es los… Beim Start war ich etwas zu früh in der Luft, weshalb ich noch eine zweite Runde mit Ebbe fliegen wollte. Der zweite Start war dann deutlich besser, und beide Landungen waren – wie alle anderen an diesem Tag auch – butterweich. Also gab auch Ebbe mir sein okay und machte mir Mut, dass ich das locker packen würde. So rollte ich zum Rollhalt 08 zurück und saß auf einmal allein im Flieger…

Ab jetzt war es irgendwie nur Routine: Ich dachte nicht großartig darüber nach, was passieren könnte, wenn ich nun alleine in der Kiste saß… also: alle Checks durchgeführt und beim Turm gemeldet. „Nortel Info, D-MAAO, abflugbereit am Rollhalt der Piste 08!“ – „AO, verstanden… wie ist eure Besatzung?“ – „AO, Tobias Marx… und sonst niemand!“ – „AO, dann wünsche ich viel Glück, die Bahn ist frei, Start nach eigenem Ermessen!“ – „AO geht in die Bahn und versucht zu starten…“

Es war schon ein komisches Gefühl, alleine in der Kiste zu sitzen, aber gleichzeitig auch absolut erhebend. Interessanterweise machte ich mir über den rechten Sitz im Cockpit zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Gedanken, sondern spulte einfach nur mein Programm ab. Bahnmitte, beschleunigen bis 80 km/h, leicht hochziehen, Fahrt aufnehmen und ab nach oben. Wow! Wie die Kiste ohne zweite Person auf einmal nach oben zieht! Musste ich sonst ungefähr in der Mitte des Gegenanfluges das Gas rausnehmen, war ich dieses Mal schon gegen Ende des Querabfluges auf Platzrundenhöhe… ein irres Gefühl! Dann, gegen Ende des Gegenanfluges setzte ich die Klappen und verringerte die Geschwindigkeit auf 110 km/h, drehte in den Queranflug ein, dann ins Endteil und meldete mich mit „Nortel Info, AO im Endteil 08!“, was ich mit einem „AO, die Bahn ist frei!“ quittiert bekam. Wie bei meinen Landungen mit Fluglehrer an diesem Tag, war auch der Anflug alleine perfekt: Ich kam über die Schwelle und landete butterweich auf unserer Graspiste. Das einzige, was ich im Funk zu hören bekam, war ein „Scheeeeeeeeee“ (schwäbisch für „Schööööööön“). Dann wieder raus aus der Bahn und zurück zum Rollhalt 08, wo Wolfgang meinte, dass ich noch zwei Platzrunden fliegen sollte. Und auch bei diesen beiden gelang mir Start und Landung butterweich, sodass nachher unser zweiter Vorsitzender meinte, dass die Landungen richtige „Grasknutscher“ gewesen seien 😉

Als ich dann nach der dritten Landung ausstieg, merkte ich erst, dass ich am ganzen Körper nassgeschwitzt war. Ich stieg überglücklich aus und das Empfangskomittee stand schon mit einem wunderschönen Strauß bereit:

strauss

Ein Glück spiele ich Gitarre und habe Hornhaut auf den Fingern, sonst hätten die Dornen und Brennnesseln wohl mehr weh getan 😉 Ich war einerseits total kaputt, andererseits vollgepumpt mit Adrenalin und Endorphinen… was für ein geiles Gefühl!

Natürlich musste ich dann die versprochene Bier-Ladung springen lassen, was ich natürlich liebend gerne getan habe 🙂 Nachdem wir fertig waren mit Grillen, bekam ich dann noch Nachhilfe im „Popo-Meter“ von ca. 20 Anwesenden, was ich aber – dank meines Geldbeutels in der hinteren Tasche – gut überstanden habe… und ich war tierisch stolz auf den ersten Eintrag ohne zweite Person in meinem Flugbuch:

alleinflug2

Überglücklich fuhr ich dann gegen 22 Uhr nach Hause, weil ich dann doch etwas kaputt war. Aber das Adrenalin ließ mich nicht wirklich zur Ruhe kommen und so fand ich erst gegen 1 Uhr morgens in den Schlaf…

Es war einfach überwältigend! Ich kann jedem Flugschüler nur raten – auch, wenn es, wie bei mir, etwas länger dauert bis zum Alleinflug – nicht die Flinte ins Korn zu werfen! Es ist jede einzelne Frustration wert, wenn ihr erst einmal alleine eure Kreise am Himmel zieht! Irgendwann platzt der Knoten 🙂

Soviel bis hierhin, ich halte euch natürlich weiter auf dem Laufenden 🙂

Alleinfliegende Grüße,

Euer Tobias

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